Digitale Transformation
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Digitalisierung

Revolutioniert der Digitalisierungsprozess auch Ihren Aufsichtsrat?

Für Unternehmen stellt die Digitalisierung eine Herausforderung, aber auch eine Chance für Innovationen dar. Wie sollte der Aufsichtsrat mit dieser Transformation umgehen?

Aura Tiralongo
Aura Tiralongo
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Viele Unternehmen sind mit den überwältigenden Auswirkungen der Digitalisierung konfrontiert, die durch die exponentielle Zunahme von Konnektivität und Datenmengen eine „vierte industrielle Revolution“ hervorgebracht hat. Technologien wie künstliche Intelligenz, prädiktive Analytik und Blockchain revolutionieren ganze Branchen. Parallel dazu hat der Kunde immer mehr Möglichkeiten, sich angemessen zu informieren und auch über soziale Medien zu reagieren.

Diese Faktoren haben bereits in der Vor-Covid-Ära einen Marktumbruch ausgelöst, der die bestehenden Unternehmensstrukturen in Frage gestellt hat, aber gleichzeitig eine Vielzahl neuer Möglichkeiten für Innovationen bot. Dieser Trend hat sich in der derzeitigen Konjunktur noch verstärkt. 

Studie: Mit der Digitalisierung steigt das Sicherheitsbedürfnis

Eine in der Schweiz durchgeführte Studie bestätigt ein relativ hohes Maß an Engagement von Verbrauchern im Umgang mit digitalen Geräten, Medien und Produkten: 77 % der Verbraucher suchen im Internet nach Informationen über das Produkt oder die Dienstleistung, die sie erwerben möchten. 69 % geben an, dass sie sich beim Kauf, der Nutzung und der Verwaltung digitaler Dienste sicher fühlen. Auf der anderen Seite halten 83 % die Transaktionssicherheit für sehr wichtig, wobei sie großen Wert auf Datensicherheit und digitales Vertrauen legen.

Unternehmen suchen nach dem besten Weg, mit diesen offenen Herausforderungen umzugehen. Einige der Fragen, die dabei aufkommen, lauten:

  • Wie kann das derzeitige Geschäftsmodell vor dem Hintergrund der Digitalisierung gehalten und sogar zusätzlicher Umsatz generiert werden?
  • Ist dies im Rahmen der derzeitigen Unternehmensstruktur möglich?
  • Welche Veränderungen (kulturell, strategisch, organisatorisch, technologisch) sind erforderlich, um die Kontinuität des Geschäftserfolgs zu gewährleisten?

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Aufsichtsrat für Digitalisierungsstrategie verantwortlich

Für den Aufsichtsrat  eines Unternehmens ist es wichtig, die Kosten und die Möglichkeiten zu verstehen, die sich aus dieser vierten industriellen Revolution ergeben. Da der Kunde immer mehr Macht hat und daher im Mittelpunkt stehen muss, liegt es auch in der Verantwortung des Aufsichtsrats, die Digitalisierungsstrategie des Unternehmens kontinuierlich weiterzuentwickeln und angemessen zu überwachen. Er muss sich um ein Gleichgewicht zwischen dem alten und dem neuen Geschäftsmodell bemühen.

Dabei ist das Timing entscheidend: Projekte zur digitalen Transformation sollten auch dann auf den Weg gebracht werden, wenn das Unternehmen noch nicht vollständig von der Marktumwälzung betroffen ist. Ein gutes Timing schützt vor ernsthaften Risiken wie dem Verlust von Marktanteilen oder geringeren Gewinnspannen.

Der Aufsichtsrat sollte einen Planungshorizont von mehr als fünf Jahren haben und bereit sein, das Vorgehen des CEOs und der Geschäftsführung hinsichtlich der strategischen Ausrichtung des Unternehmens infrage zu stellen.

 

Da sich die Technologien sehr schnell weiterentwickeln, sollte die Unternehmensleitung mit dem Aufsichtsrat zusammenarbeiten, um die Unternehmensstrategie durch die Einführung neuer Arbeitsmethoden in ebenso schnellem Tempo anzupassen.

Digitalisierungsprozess birgt Gefahren

Betont werden muss auch, dass der Digitalisierungsprozess inhärente Gefahren – wie Cyberangriffe und Datenschutzbedrohungen – mit sich bringt, von denen in der jüngsten Vergangenheit sowohl Regierungen als auch Unternehmen betroffen waren. Datendiebstähle nehmen zu, ebenso wie die Bedrohung durch Denial-of-Service-Angriffe, Malware und Ransomware (digitale Erpressung, die den Zugriff auf Computer einschränkt): Die IT-Sicherheit ist für das Überleben eines Unternehmens von extremer Bedeutung.

Der EY - Global Information Security Survey – eine jährlich durchgeführte Umfrage – hat ergeben, dass die Mehrheit der befragten Unternehmen im vergangenen Jahr einen oder mehrere bedeutende Cyberangriffe erlebt hat. Dessen ungeachtet umfassen die Investitionsprioritäten der Unternehmen keine fortschrittlichen Schutztechnologien und -modelle. Mehr als die Hälfte der Cyberangriffe, die Unternehmen erleiden, ist auf das mangelnde Bewusstsein der Mitarbeitenden in Bezug auf diese Bedrohung zurückzuführen. Darüber hinaus hat der mit der Pandemie einhergegangene Gesundheitsnotstand bekanntlich den Übergang zur Digitalisierung beschleunigt und neue Formen des mobilen Arbeitens hervorgebracht, die das Risiko erhöhen.

Der Umgang mit Cybersicherheitsproblemen und -angriffen ist jedoch immer noch ineffektiv, und zwar auch in Bezug auf die für New Work  verwendeten Technologien: Nur 10 % der Befragten geben an, die wichtigsten Maßnahmen zur Vorbeugung von Cyberbedrohungen umzusetzen, wie z. B. die Anwendung der neuesten Sicherheitsupdates (Patches) und die Verwaltung der von mobilen Nutzern verwendeten Geräte. Auch die Tools für die Anwendungssicherheit werden nur sehr begrenzt, nämlich lediglich von 1 % der Unternehmen genutzt. Und nur 4 % der Unternehmen geben an, dass sie ihre Mitarbeitenden speziell in Fragen der IT-Sicherheit schulen.

Aufsichtsrat sollte die digitale Strategie überwachen

Vor diesem Hintergrund muss der Aufsichtsrat sicherstellen, dass die Geschäftsführung das Cyber-Risiko so weit wie möglich minimiert. Dabei sollte heutzutage die Abwehr von Cyberangriffen in jedem Unternehmen ein wesentlicher Bestandteil des Risikomanagements sein.

Wichtig ist auch die Rekrutierung von kompetentem Personal, das die digitale Transformation erfolgreich leitet. Die Geschäftsführung von gestern muss nicht unbedingt die beste Wahl für die Zukunft sein. Aufsichtsräte sollten flexiblere Modelle evaluieren, die vielleicht effektiver sind, um den Unternehmensgeist und die Innovation zu fördern – oder verstehen, ob bestimmte Übernahmen wirklich notwendig sind, um die digitalen Kompetenzen innerhalb des Unternehmens zu erweitern.

Die Aufsichtsratsmitglieder müssen über die notwendigen Instrumente verfügen, die Umsetzung und den Erfolg einer digitalen Strategie zu überwachen. Die Metriken dafür sind oft schwer zu definieren. Es existieren allerdings nützliche Indikatoren, wie beispielsweise die Anzahl der digitalen Transaktionen und deren Wert, die Kosten und Erträge des digitalen Marketings sowie die Anzahl der an digitalen Projekten beteiligten Mitarbeitenden. Je integrierter das Digitalisierungsprogramm wird, desto ausgefeilter müssen die Metriken sein.

Der Aufsichtsrat muss darüber hinaus auch seine eigene Struktur überprüfen, die potenziellen Vorteile der Einbeziehung von IT-erfahrenen Kollegen (z. B. in einem Strategie- und Technologieausschuss) in Betracht ziehen und dabei Kosten sowie Nutzen der Hinzuziehung von zusätzlichem Fachwissen – von außer- oder innerhalb des Unternehmens – abwägen.

Für den Aufsichtsrat stellen sich daher fünf zentrale Fragen:

  1. Wissen Sie, ob und wie Ihr aktuelles Geschäftsmodell von der Digitalisierung betroffen sein wird (Chancen und Risiken)?
  2. Haben Sie überlegt, welche Geschäftsstrategie für Ihr Unternehmen in einer digitalen Welt am besten geeignet ist?
  3. Verfügt Ihr Unternehmen über die richtige Kultur, Organisationsstruktur und Fähigkeiten, um eine digitale Strategie effektiv umzusetzen?
  4. Verfügt Ihr Unternehmen über eine wirksame Strategie gegen Cyber-Bedrohungen?
  5. Gibt es in Ihrem Aufsichtsrat einen ausgewiesenen Experten, der sich mit den verschiedenen Aspekten der Digitalisierung befassen kann?
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Aura Tiralongo
Aura Tiralongo
Über den Autor
Aura Tiralongo ist eine Journalistin mit langjähriger Erfahrung und Dozentin an der Universität in Mailand. Für Sherpany führt sie Interviews und schreibt fundierte Beiträge für den italienischen Markt.