Unternehmen erfolgreich in die Zukunft führen
Wolfgang Metze ist Privatkundenchef und Mitglied der Geschäftsführung der Deutschen Telekom. Er spricht über den Kundenfokus, Vertrauen in die Mitarbeitenden und die Vorbereitung von Geschäftsführungs- und Vorstandssitzungen.
Podcast “The Agenda”
“The Agenda” von Sherpany geht auf die Herausforderungen von Führungskräften ein und beschreibt den Weg von der Problemstellung bis hin zur Entscheidung. In dieser einzigartigen Podcast-Reihe mit Podcast-Moderator Ingo Notthoff zeigen sich Führungskräfte und Expert:innen von ihrer offenen Seite. #LeadingTogether
In dieser Podcast-Folge hören Sie:
Wolfgang Metze ist Privatkundenchef und Mitglied der Geschäftsführung der Deutschen Telekom. Der studierte Diplom-Kaufmann blickt auf über zwanzig Jahre Erfahrung in verschiedenen Managementpositionen zurück. Mit Podcast-Host Ingo Notthoff spricht er über seine Rückkehr zur Deutschen Telekom, die Führung von Mitarbeitenden, die Fokussierung auf die Kund:innen und die Vorbereitung von Geschäftsführungs- und Vorstandssitzungen. Er erläutert, wie wichtig körperliche Fitness für den Erfolg ist und beschreibt, worauf es aus seiner Sicht bei der Karriereplanung ankommt.
- Wie hat sich die Deutsche Telekom in den letzten sieben Jahren verändert?
- Was ist notwendig für eine kundenzentrierte Unternehmenskultur?
- Wie erfolgt die Vorbereitung auf Geschäftsführungs- und Vorstandssitzungen?
- Wie ist der persönliche Umgang mit Widerständen auf höchster Managementebene?
- Welche Rolle spielt die körperliche Fitness?
- Was sind Empfehlungen für junge oder angehende Führungskräfte?
Mit Leidenschaft und Disziplin: Unternehmen erfolgreich in die Zukunft führen
Herr Metze, Ihre Karriere hat bei der Telekom als Trainee angefangen und nun verantworten Sie das Privatkundengeschäft. Wie lässt sich so eine Karriere planen?
"Herr Nordhoff, Karriereplanung, daran glaube ich nicht so wirklich, sondern ich glaube, es kommt darauf an, was man sich vornimmt fürs Leben. Und ich habe mir früher schon sehr früh vorgenommen, auch Verantwortung zu übernehmen und das ist auch das, was mich umtreibt. Und dann kommen natürlich noch andere Faktoren dazu, die für eine Karriere wichtig sind. Ich würde hier mal drei nennen wollen. Das eine ist Leidenschaft. Es ist ganz, ganz wichtig, dass man für das, was man tut, eine Leidenschaft entfachen kann, dass man die Themen, die man bearbeitet, die Industrie, in der man ist, dass man da gerne ist, dass man Interesse daran hat. Absolut.
Das zweite ist Disziplin. Sie ist notwendig dafür, dass man, auch wenn es mal anstrengend wird, durchhält, dass man diszipliniert ist in den Dingen, die man tut. Und dann sind da natürlich noch die fachlichen Fähigkeiten. Das bedeutet übrigens in meinem Fall: nicht aufhören zu lernen, sein Wissen jeden Tag zu erweitern und darauf auch einen großen Fokus zu legen. Und last but not least gehört auch Glück dazu."
Sie sind nach sieben Jahren wieder zurück zur Telekom gekommen. Was ist das für ein Gefühl?
"Ich war 16 Jahre bei der Deutschen Telekom, in unterschiedlichen Positionen auch verantwortlich. Mein Karriereweg in der großen Firma hat hier begonnen. Und dann bin ich sieben Jahre rausgegangen. Was ist das für ein Gefühl, wieder hier zu sein? Das ist schon ein Stück weit wie nach Hause kommen. Aber das Zuhause hat sich verändert. Ich habe mich auch verändert. Der Markt hat sich verändert.
Gefühlt ist die Telekom für mich jetzt viel internationaler. Wir sind die größte Telco Europas mit der wertvollsten Marke. Das spürt man. Wir sind diverser. Das Unternehmen ist durchlässiger. ch habe mich auch verändert. Ich hatte meine erste Vorstandsrolle in den letzten sieben Jahren inne. Ich habe in einer anderen Kultur gearbeitet, sehr spanisch geprägt. Das sind doch deutliche Unterschiede. [...] Aber das Gute ist: die Werte, die die Deutsche Telekom hatte, und die ich hatte, die sind schon gleich geblieben. Und deswegen macht das eine Riesenfreude wieder hier zu sein. Mir ist vor allem aufgefallen, dass alles in den letzten Jahren etwas entspannter geworden ist [...]
Das zweite ist: Die Durchlässigkeit im Unternehmen hat sich auch verändert, auch atmosphärisch. Die Türen stehen alle offen. Wir haben offene Bürowelten. Wir sind auch von der Hierarchie viel durchlässiger geworden. Wir haben diverse Teams. Wir arbeiten agiler. Also die ganze Atmosphäre hat sich schon weiterentwickelt und auch dem Markt und auch den Kundenbedürfnissen sehr stark angepasst.
Das Inhaltliche ist sicherlich - ich habe es gerade schon gesagt - dass ich ganz, ganz stark finde, was ich hier vorfinde: diese Kundenzentriertheit. Der Kunde spielt hier eine große Rolle hier im Unternehmen. Auch die Diversität in den Teams, dass wir cross-functional zusammenarbeiten, dass wir auch viel mit den Regionen zusammenarbeiten und nicht immer denken, in der Zentrale wissen wir es am besten - das ist sicherlich auch etwas, was sich inhaltlich stark verändert hat. Interdisziplinäre Teams, ganzheitliche Sicht auf den Kunden, um das gesamte Kunden-Thema zu lösen. Und dass wir nicht mehr so stark vom Produkt kommen sondern, dass wir viel stärker vom Kunden her kommen und die gesamte Experience, das heißt die Kundenerfahrung, im Blick haben."
Vertrauen ist die Basis von allem. Ohne Vertrauen kein Mut.
Wie gehen Sie mit Druck um?
"Ich bin gemeinsam verantwortlich mit meinen Kolleginnen und Kollegen für das größte Segment, das Privatkundensegment. Natürlich gibt es da Druck. Aber ich unterscheide hier zwischen positiven und negativen Druck. Und ich empfinde den als positiv. Nämlich den Druck, die Geschwindigkeit der Veränderungen mitzumachen für unsere Kundinnen und Kunden. Die Bedürfnisse frühzeitig zu erkennen, um diese auch zu beantworten. Um weiter erfolgreich zu sein. Und deswegen ist das für mich ein positiver Druck, der dazu führt, dass ich mich sehr stark fokussiere, dass ich mich sehr stark konzentriere auf die Dinge, die jetzt wirklich relevant sind, die wir lösen müssen gemeinsam. [...]
Ich gehe drei-, viermal die Woche laufen, relativ früh, wenn Druck da ist, um diesen auch abzubauen und nicht weiterzugeben an die Kolleginnen und Kollegen und vor allen Dingen nicht mit nach Hause zu nehmen zu meiner Familie."
Wie befähigen Sie Ihre Mitarbeitenden?
"Ich vertraue meinen Kolleginnen und Kollegen und ich gehe in einen offenen Dialog mit meinen Kolleginnen und Kollegen. Das bedeutet, ich möchte als Allererstes auch alle Perspektiven am Tisch haben. Es geht gar nicht darum, was ich hören möchte, sondern meine Erwartung an die Kolleginnen und Kollegen ist auch, dass sie sehr gut vorbereitet sind, wenn sie in ein Meeting kommen, aber dann auch ihre Argumente aus ihren Perspektiven an den Tisch bringen, unabhängig davon, ob ich die gerade hören möchte oder nicht. Und dann geht es darum, mit den ganzen Argumenten, den ganzen Sichtweisen die beste Lösung zu finden und dann auch geschlossen umzusetzen.
Und das ist mein Job, diese Rahmenbedingungen zu setzen, diese Kultur zu fördern, die Kolleginnen und Kollegen zu befähigen, das zu tun, damit wir dann die bestmöglichen Entscheidungen treffen."
Wenn ich Ihre direkten Mitarbeitenden fragen würde, was Sie für einen Führungsstil haben, was würden diese mir antworten?
"Ich habe einen positiven Führungsstil. Ich konzentriere mich auf das Positive, ich konzentriere mich auf die Chancen, ich konzentriere mich auf Verbesserung.
Ich vertraue. Ohne Vertrauen kein Teamwork. Ich kreiere Teamwork. Ich bringe die richtigen Leute zusammen. Connecting the dots nenne ich das. Es ist ganz, ganz wichtig, dass man nicht nur aus einer Perspektive auf etwas guckt, sondern aus verschiedenen Perspektiven. Und Vertrauen ist die Basis von allem. Ohne Vertrauen kein Mut. Wir müssen ja mutig sein, um Entscheidungen zu treffen. Und dafür muss ich aber ein Grundvertrauen haben. Ich bin authentisch. Ich bin geradlinig. Ich kommuniziere klar. Gleichzeitig bin ich wertschätzend. Ich interessiere mich für den Menschen. Ich bin offen für Neues. Ich bin offen für andere Meinungen. Ich wertschätze andere Meinungen. Und ich bin auch offen für Kritik. Das ist ja bei Chefs manchmal auch ein bisschen schwierig, wenn man sie direkt kritisiert. Aber kommen wir auf ein anderes Thema.
Wir treffen Entscheidungen auf Basis von Fakten und Argumenten und nicht auf Basis von Hierarchien oder auch von Berichtslinien. Ich glaube, das ist ganz, ganz wichtig, dass wir faktenbasiert entscheiden und nicht nur aus einer Intuition heraus oder aus einem, sozusagen aus einem Eigeninteresse heraus.
Man kann sich aber auch darauf verlassen, dass bei mir in Meetings gelacht wird, dass wir auch mal wirklich Spaß haben an Dingen, auch privat. Mir ist es auch wichtig, nicht nur welches Business-Thema an den Tisch kommt, sondern welcher Mensch. Weil hinter allem steht ja auch ein Mensch. Und gerade in meinem direkten Umfeld, für mich auch wichtig zu wissen, wie es dem einzelnen eigentlich geht. Wenn ich weiß, da gibt es gerade ein Problem in der Familie oder ein anderes Thema, dann kann man ja auch damit umgehen. Die Menschlichkeit kommt sicherlich bei mir nicht zu kurz und mich interessiert, was meine Kolleginnen und Kollegen wirklich umtreibt. Und man kann sich auch darauf verlassen, dass ich klare Entscheidungen treffe und die Entscheidungen auch ganz klar kommuniziere und auch begründe."
Wie bereiten Sie sich persönlich auf Geschäftsführungs- und Vorstandssitzungen vor?
"Ich bereite mich akribisch und gut vor, bevor ich in die Meetings gehe, lese ich die Unterlagen, ich durchdenke sie, ich besorge mir auch die Dinge, die notwendig sind in Form von Fakten oder spreche auch nochmal mit dem einen oder anderen vorher darüber, dass ich auch eine klare Meinung habe, die ich dann auch konstruktiv in dieses Meeting einbringen kann und auch einbringen werde.
Ich versuche auch zu antizipieren, welche Fragen könnten kommen, was treibt den anderen um, welches Problem möchte er lösen, wie kann ich helfen, dieses Problem zu lösen, welche Informationen kann ich mitbringen? Das bedeutet nicht in der letzten Sekunde, sondern ich bereite mich da wirklich akribisch darauf vor. Ich bin im Meeting präsent. Das bedeutet, ich setze mich dann nicht hin und mache den Laptop auf und mache meine E-Mails, sondern das habe ich vorher gemacht. Ich schaffe mir auch den Freiraum, dass ich dann in einer Geschäftsführungssitzung da sein kann und präsent bin. Und das Wichtigste ist, sie haben mich nach Vorstandssitzungen, Geschäftsführungssitzungen gefragt, ich freue mich richtig auf diese Meetings. Ich freue mich, in tiefe Diskussionen mit meinen Kollegen einzutauchen. Ich freue mich, sie zu sehen. Und ich freue mich auch, in diesen Meetings unser Unternehmen gestalten zu können und Entscheidungen zu treffen."
Welche Tipps können Sie angehenden oder jungen Führungskräften mit auf den Weg geben?
"Ich habe viele dieser Gespräche, sowohl mit jungen Führungskräften oder angehenden Führungskräften oder Trainees, die gerade ins Unternehmen einsteigen, mit Praktikanten, Kolleginnen und Kollegen, aber auch mit meinen Kindern. Und was ich denen immer sage, ist: geht euren Weg. Guckt nicht drauf, was andere von euch erwarten oder was man jetzt tun sollte, sondern geht wirklich euren Weg. Der muss nicht immer gerade sein. Überlegt euch, wo ihr Leidenschaft entfachen könnt, woran ihr Interesse habt, weil das Berufsleben lang ist. Leidenschaft plus Talent ist am Ende sicherlich sehr wichtig für den Erfolg.
Seid selbstdiszipliniert, geht die extra Meile, verlasst die Komfortzone und lernt dann daraus, weil es wird euch besser machen."
Empfohlen