Digitalisierung und Meetings in der Energiewirtschaft: Schweizerische Groupe E als Best Practice
COVID-19 hat Energieunternehmen durch das erhöhte Aufkommen von Telearbeit vor Herausforderungen gestellt: Für die schweizerische Groupe E verlief dies dank einer vorhandenen Infrastruktur und guter Meeting-Praktiken reibungslos.
Die Energiewirtschaft befindet sich im Wandel – im deutschsprachigen Raum genau wie weltweit. Während die Energiewende ein vorherrschendes Thema darstellt, hat die Gesundheitskrise die Digitalisierung der Energiebranche weiter beschleunigt. Das Schweizer Energieunternehmen Groupe E liefert dabei ein gutes Beispiel für eine gelingende Digitalisierung : Die Experten für Energielösungen haben die Telearbeit vorbildlich etabliert. Zudem haben sich hier auch die Geschäftsprozesse – insbesondere in Bezug auf Meetings – stark verändert.
Pierre Oberson ist Generalsekretär, Mitglied des Konzernvorstands und stellvertretender CEO bei Groupe E. Im Interview blickt er auf anderthalb turbulente Jahre zurück, in denen sich bei der Digitalisierung der Energiewirtschaft einiges getan hat.
Die Schweiz engagiert sich stark für das Klima und strebt die Klimaneutralität bis 2050 an. Die Groupe E steht dem in nichts nach, insbesondere durch das Programm "Swiss Energy Efficiency", das die Energiewende von Unternehmen unterstützt. Hat der Konzern auch seine internen Arbeitspraktiken dekarbonisiert?
Pierre Oberson: Die Energiewende steht im Mittelpunkt der Aktivitäten des Konzerns: Wir planen, in den nächsten Jahren 400 Mio. CHF zu investieren, um von nuklearen und fossilen Brennstoffen wegzukommen. Gleichzeitig messen wir jedes Jahr unseren CO2-Fußabdruck, auf Basis dessen wir einen Aktionsplan definieren und umsetzen. Groupe E ist Mitglied des Schweizer Triple Impact – ein nationales Programm, das es Unternehmen ermöglicht, ihren Beitrag zu einer nachhaltigen Entwicklung zu messen. Das von uns betriebene Umweltmanagement ermöglicht uns die Zertifizierung nach ISO 14001.
Intern geht es bei der Dekarbonisierung unserer Aktivitäten unter anderem darum, Elektrofahrzeuge einzusetzen oder Kupfer zu recyclen. Indem wir unsere Methoden und Arbeitsräume digitalisiert haben, konnten wir außerdem unseren Papierverbrauch drastisch reduzieren.
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Wie hat die Groupe E den Lockdown und das verstärkte Aufkommen der Telearbeit erlebt? Welche Vereinbarungen wurden getroffen?
Pierre Oberson: Glücklicherweise war die Telearbeit bei der Groupe E bereits gut etabliert: Schon vor dem Lockdown konnten alle Mitarbeitenden einen Tag pro Woche Telearbeit machen. Es war also kein Schock, denn wir hatten die nötige Infrastruktur bereits aufgebaut. Natürlich mussten wir noch Anpassungen vornehmen und unsere IT-Tools überprüfen. Da sich die Zahl der
Videokonferenzen
drastisch erhöht hat, sind wir von Skype auf
Microsoft Teams
– ein viel komfortableres Tool – umgestiegen.
Wir haben auch Manager dafür sensibilisiert, wie sie Remote-Teams führen können. Ziel war es, die zwischenmenschlichen Beziehungen zu pflegen und den Teamgeist trotz der Entfernung aufrecht zu erhalten.
Hat die Telearbeit oder eine hybride Organisation die Art und Weise verändert, wie Groupe E Meetings abhält? Wenn ja, auf welche Weise?
Pierre Oberson: Ja, weil alle Sitzungen der Gruppe per Videokonferenz abgehalten wurden – insbesondere die der Geschäftsleitung, des Vorstands und des Krisenstabs. Die Entfernung hat die Dynamik der Team-Meetings verändert. Es gibt gewisse Vorteile, wie z. B. die Zeitersparnis: Remote-Meetings zwingen einen dazu, sich kurz zu fassen und auf die Redezeit zu achten. Einerseits sind formelle Meetings effizienter geworden. Andererseits denke ich, dass virtuelle Führung manchmal einen Verlust an kollektiver Intelligenz verursacht: Der Austausch ist nicht derselbe wie bei persönlichen Treffen.
Transparenz und funktionale Informationsflüsse sind für jede Organisation wichtig – die Energiewirtschaft bildet da keine Ausnahme. Wie managt die Groupe E dies im Hinblick auf die Digitalisierung? Welche Rolle spielen Meetings bei der Abstimmung aller Beteiligten?
Pierre Oberson: Das Management des Informationsflusses bildet bei der Groupe E eine Herausforderung: Wir haben 2.400 Mitarbeitende, die sich auf 40 Standorte in der Westschweiz verteilen. Dazu kommt die Tatsache, dass unsere Mitarbeitenden im Außendienst keine Computer haben. Um sicherzustellen, dass alle gut informiert sind, haben wir einen internen Kommunikationskanal namens Beekeeper – ein gutes Beispiel für die Digitalisierung – eingerichtet. Dabei handelt es sich um eine Art soziales Unternehmensnetzwerk, das es uns unter anderem erlaubt, Informationen von oben nach unten weiterzugeben. Die Mitarbeitenden nutzen diesen Kanal auch, um ihre Erfolge zu teilen, Fragen zu stellen oder einfach miteinander zu kommunizieren.
Meetings spielen zum Beispiel dann eine wichtige Rolle, wenn die Geschäftsleitung Neuigkeiten an die Führungskräfte weitergeben möchte. In diesem Fall ist es am sinnvollsten, alle Beteiligten in einem Raum zusammenzubringen.
Meetings spielen zum Beispiel dann eine wichtige Rolle, wenn die Geschäftsleitung Neuigkeiten an die Führungskräfte weitergeben möchte.
Welchen Stellenwert hat die Digitalisierung bei der Groupe E? Glauben Sie, dass digitale Tools ihren Mitarbeitenden und der Gruppe im Allgemeinen helfen, agiler und effizienter zu sein?
Pierre Oberson: Die Digitalisierung bildet einen integralen Bestandteil der Gruppe: Alle unsere hydraulischen und elektrischen Arbeiten lassen sich aus der Distanz steuern. Unsere Mitarbeitenden im Außendienst sind mit Tablets ausgestattet. Zu den laufenden Projekten gehören der Aufbau eines IT-Netzwerks und eines gemeinsamen ERP-Systems für alle Unternehmen der Gruppe. Die Digitalisierung der Energiewirtschaft ist für uns fundamental.