Zoom-Fatigue: Das Tor zum Land des Burnouts
Zoom-Fatigue ist nachweislich ein Hauptfaktor für Burnout. In diesem Artikel untersuchen wir dieses Phänomen und geben Ratschläge für Führungskräfte, um sich selbst, das eigene Team und das Unternehmen davor zu schützen.
"Das Land des Burnouts ist kein Ort, an den ich jemals zurückkehren möchte." Dieses Zitat der griechisch-amerikanischen Autorin Arianna Huffington fasst die Erfahrungen vieler moderner Führungskräfte recht treffend zusammen. Diejenigen, die schon einmal einen Burnout erlebt haben, wissen, dass man ihn um jeden Preis vermeiden sollte.
Umso beunruhigender ist es, dass Zoom-Fatigue ein wachsendes Phänomen darstellt: Tatsächlich handelt es sich hierbei um eine der Hauptursachen für Burnout. In einer Studie aus dem Jahr 2021 wurde festgestellt, dass fast 50 % der Berufstätigen aufgrund von Zoom-Fatigue an Burnout leiden.1 Da Meetings von einer sehr sozialen Natur sind, sollten sie für Führungskräfte eine Gelegenheit darstellen, ihre Mitarbeitenden zu motivieren – sie für eine gemeinsame Vision und Ziele zu gewinnen. Im Widerspruch dazu steht der ermüdende Effekt zahlreicher Sitzungen. Diesem sollte man möglichst wirksam entgegentreten.
Aber was genau ist eigentlich Zoom-Fatigue und wodurch wird sie verursacht? Wie lässt sie sich bekämpfen und vermeiden? In diesem Artikel untersuchen wir dieses Phänomen und geben praktische Ratschläge, mit denen Führungskräfte sich selbst, ihre Teams und ihr Unternehmen als Ganzes schützen können.
Zoom-Fatigue und ihre Ursachen
Zoom-Fatigue beschreibt das Gefühl der Erschöpfung nach virtuellen Meetings. Obwohl es sich hier nicht um eine offizielle medizinische Diagnose handelt, sind die Auswirkungen der Videokonferenz-Erschöpfung weitreichend: Weltweit berichten Menschen über diese Erfahrung.
Zu den Auswirkungen gehört eine verringerte Produktivität. Aber es gibt auch erhebliche Folgen für das individuelle Wohlbefinden, die vielleicht noch besorgniserregender sind. Es ist erwiesen, dass Zoom-Fatigue Stress und Ängste verstärkt. Aus diesem Grund kann sie zu psychischen Erkrankungen und körperlichen Symptomen wie erhöhtem Blutdruck führen. Indem Sie in Ihrem Unternehmen Zoom-Fatigue verringern, steigert sich also nicht nur die Produktivität, sondern auch das Wohlbefinden der Mitarbeitenden.
Um diesen "stillen Mörder" aus Ihrem Unternehmen zu entfernen, müssen Sie zunächst verstehen, woher er kommt. Was also ist die Ursache von Zoom-Fatigue?
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Leider gibt es keine allgemeingültige Erklärung, wohl aber eine Reihe von Ursachen, die wir mit Sicherheit kennen. Dazu gehören:
1. Zu viele Meetings
Die Häufigkeit von Sitzungen hat als Folge der COVID-19-Pandemie nachweislich zugenommen. Die Harvard Business Review hat herausgefunden, dass Berufstätige heute an bis zu 13 % mehr Meetings teilnehmen als noch im Jahr 2019.2 Es ist bekannt, dass Führungskräfte im Durchschnitt bis zu 23 Stunden pro Woche in Meetings verbringen.3 Diese können nicht nur emotional anstrengend sein, sondern verringern auch die Zeit für individuelle Arbeit. So schließt sich der Teufelskreis aus Belastung, Müdigkeit, Stress und Burnout.
Dieses Problem lässt sich überwinden, indem Sie in Ihrem Kalender Zeit für konzentriertes Arbeiten reservieren. Einige Unternehmen haben sogar einen "meeting-freien Tag" pro Woche eingeführt, damit sich die Mitarbeitenden ungestört auf ihre jeweilige Projektarbeit konzentrieren können.
Es ist auch wichtig zu reflektieren, ob ein Meeting überhaupt notwendig ist: Könnten die gleichen Ziele auch auf andere Weise erreicht werden? Wenn Sie sich für eine Sitzung entschieden haben, sollten Sie außerdem nur Teilnehmende auswählen , deren Anwesenheit unbedingt erforderlich ist.
2. Direkt aufeinanderfolgende Meetings
Viele von uns kennen das Gefühl, von einer Sitzung zur nächsten zu hetzen. Das ist nicht nur ein unangenehmes Gefühl, sondern gibt auch wenig Gelegenheit zur Meeting-Vorbereitung : Die Sitzung beginnt mit dem Gefühl, auf dem letzten Loch zu pfeifen. Dies erhöht den Stressfaktor und verstärkt die emotionalen Belastungen.
Eine Lösung besteht darin, mithilfe einer Unternehmensrichtlinie direkt aufeinanderfolgende Meetings zu reduzieren oder sogar zu verbieten. Schon eine zehnminütige Pause reicht aus, um einen Großteil des Stresses und der Müdigkeit zu reduzieren. Diese Veränderung muss von oben nach unten gesteuert und wirksam kommuniziert werden, damit die Mitarbeitenden deren Notwendigkeit erkennen.
3. Die allgemeine Zunahme von Videoanrufen
Die Umstellung auf das Homeoffice (und damit auf Videoanrufe) infolge der COVID-19-Pandemie war sowohl unerwartet als auch beispiellos. Über Nacht gingen 90 % der weltweiten Belegschaft dazu über, ihre Sitzungen nicht mehr vor Ort, sondern ausschließlich online abzuhalten. Dies hat dazu geführt, dass die vielen virtuellen Interaktionen einen hohen Tribut fordern.
Laut dem wissenschaftlichen Magazin MIT Sloan Review sind Arbeitnehmende "nicht an den unnatürlichen Mangel an nonverbalen Hinweisen, den anhaltenden Augenkontakt oder die Flut an Gesichtern (einschließlich des eigenen), die sie auf dem Bildschirm verarbeiten müssen, gewöhnt".4 Und wie bereits erwähnt, hat auch der Umfang der Meetings dramatisch zugenommen – in vielen Fällen, um die physischen Interaktionen im Büro zu ersetzen.
Der Einsatz von Kollaborationstools wie Slack oder Microsoft Teams zur asynchronen Kommunikation zwischen lokal verteilten Teams ist ein guter Weg, um die Notwendigkeit zu vieler Video-Check-ins und unnötiger Anrufe zu verringern.
4. Unnötige Meetings
Die Teilnahme an Sitzungen, die reine Zeitverschwendung sind, verursacht reichlich Frustration. Schließlich handelt es sich dabei um Zeit, die wir für unsere eigentliche Arbeit und zu unserer Entlastung hervorragend gebrauchen könnten. Es gibt sogar einen Begriff für den Bedarf, sich von einer frustrierenden Meeting-Erfahrung zu erholen – das sogenannte "Meeting Recovery Syndrom". Im Durchschnitt benötigt der Einzelne bis zu 45 Minuten, um sich von einem negativen Meeting zu erholen. In vielen Fällen ist die Zeit bis zur nächsten Besprechung kürzer, so dass sich die Nebenwirkungen noch verstärken.5
Die von Frustration verursachte Erschöpfung lässt sich verhindern, indem Sitzungen genau vorbereitet sind (mit einer effektiven Meeting-Agenda ), ein klares Ziel aufweisen und effizient abgehalten werden. Dies trägt dazu bei, das Wohlbefinden der Teilnehmenden zu erhalten und Frustration zu verringern.
5. Lichter, Kamera, Action!
Da sich die Welt an Videokonferenzen und hybride Meetings gewöhnt hat, nutzen wir Technologie, um Geschäftskontinuität zu wahren und bei physischer Distanz durchgehend zu kommunizieren. Dabei trägt die Notwendigkeit, die Kameras immer eingeschaltet zu lassen, wesentlich zur Erschöpfung durch virtuelle Meetings bei. Eine Studie des US-amerikanischen Journal of Applied Psychology aus dem Jahr 2021 ergab, dass ein signifikanter Zusammenhang zwischen eingeschalteten Kameras und Zoom-Fatigue besteht.6
Wenn Sie also Ihren Mitarbeitenden die Möglichkeit geben, die Kamera während der Besprechungen – zumindest zeitweise – auszuschalten, kann dies ein wirksames Mittel sein, um Zoom-Fatigue in Ihrem Unternehmen zu verringern. Auch hier handelt es sich um eine Veränderung, die von oben nach unten gesteuert werden muss, damit sich die Mitarbeitenden wohl fühlen und sie annehmen.
Fazit: Die Herausforderung Zoom-Fatigue bewältigen
Als Führungskraft obliegt es Ihnen, ein Umfeld zu schaffen, das erfolgreiche Besprechungen ermöglicht und das Beste aus Ihren Mitarbeitenden herausholt. Daher sollte die Verringerung von Zoom-Fatigue eine der Kernkomponenten von Führungsarbeit darstellen. Wenn Sie deren Ursachen in Ihrem Unternehmen identifizieren und verstehen, können Sie systematisch daran arbeiten, dass Ihre Meetings anregend und nicht erschöpfend sind. Das Land des Burnouts ist schließlich weder für Sie noch für Ihre Mitarbeitenden geeignet.
1 ‘The Webcam Survey: Exhausted or Engaged?’ Virtira Consulting, 2021.
2 ‘How to Combat Virtual Meeting Fatigue’, K. Kavanagh, N. Voss, L. Kreamer, and S. G. Rogelberg, 2021.
3 ‘You're Right! You Are Working Longer and Attending More Meetings’, D. Kost, Harvard Business School, 2020.
4 ‘Stop the Meeting Madness’, L. A. Perlow, C. N. Hadley, and E. Eun, HBR, 2017.
5 ‘Blame your worthless workdays on ‘meeting recovery syndrome’’, P. Rubenstein, BBC, 2019.
6 ‘Videoconference Fatigue? Exploring Changes in Fatigue After Videoconference Meetings During COVID-19’, A. A. Bennett. E. D. Campion, K. R. Keeler, and S. K. Keener, American Psychological Association, 2021.